Während Paris
das Zentrum des Impressionismus in der Malerei des
neunzehnten Jahrhunderts darstellte und Berlin und
München als die Hauptstädte des Expressionismus
galten, war die Wiener Jahrhundertwende Geburtsort
für eine eigene Art von Modernismus, den Jugendstil.
Wie der Name schon sagt, kulminiert diese Kunstrichtung
in dem Protest der jüngeren Generation gegen die
traditionelle Kunst des Establishments-den Kunstverein
und die Wiener Kunstakademie. Die jungen Künstler
gründeten dann ihre eigene künstlerische
Vereinigung in der Wiener Sezession. In dem eigens
dafür eingerichteten Sezenssionsgebäude unweit
entfernt von der Wiener Ringstrasse, haben Künstler
wie Gustav Klimt, Egon Schiele, Richard Gerstl und,
später auch, Oskar Kokoschka den aristokratischen
und grossbürgerlichen Geschmack und die
traditionellen Empfindungsweisen vieler konservativer
Kunstbetrachter schockiert. Ihre Arbeiten sind von
prononcierter Sexualität gekennzeichnet, die nicht
selten zur offenen Darstellung von Sexualität
führt, wie auch einem wagemutigen Gebrauch von Farbe
und Form. In Klimts Verwendung von Gold, Ornamenten,
mythologischen Motiven und vibrierenden Farben sieht man
noch Anklänge an die Tradition des
österreichischen Barock. In den Werken Schieles und
vor allem auch Kokoschkas mutiert der Jugendstil zu einem
krassen, exobitanten Realismus, der bei dem
Hyperrealismus des deutschen Expressionismus Anleihe
nimmt.